The „World’s Worst Book Title winner“ ist auf das Treppchen gehoben worden.
Gewonnen hat „Cooking With Pooh“, dicht gefolgt von „Letting It Go: a History of American Incontinence“.
Gut platziert waren auch:
„The Stray Shopping Carts of Eastern North America: A Guide to Field Identification“ &
„Everything You'll Need to Remember About Alzheimer's.“
„wer ohne Vorwissen der Behörde oder seines Vorteils wegen oder vorsätzlich oder als Landstreicher oder um unzüchtigen Verkehr herbeizuführen oder mittelst arglistiger Verschweigung oder gegen Entgelt oder wissentlich oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel oder gröblich oder grobfahrlässig oder fahrlässig oder böswillig oder ungebührlicherweise oder auf Grund von Rechtsvorschriften oder ganz oder teilweise oder an besuchten Orten oder unter Benutzung des Leichtsinns oder nach sorgfältiger Abwägung oder mit gemeiner Gefahr oder durch Verbreitung von Schallaufnahmen oder auf die vorbezeichnete Weise oder unbefugt oder öffentlich oder durch Machenschaften oder vor einer Menschenmenge oder in einer Sitte und Anstand verletzenden Weise oder in der Absicht den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder mutwillig oder nach der dritten Aufforderung oder als Rädelsführer oder Hintermann oder in der Absicht Aufzüge zu sprengen oder wider besseres Wissen oder mit vereinten Kräften oder zur Befriedigung des Geschlechtstriebs oder als Deutscher oder auf andere Weise…(…)“
Der Text ist von Hans Magnus Enzensberger . Zu finden ist er bei transient mismatch press.
Wer sich jetzt fragt was das ganze mit Vorratsdatenspeicherung zu tun hat der tut gut daran…
Bei UWM Libaries gibt es einige sehenswerte Sammlungen. Unter anderem findet man dort „Nursery rhymes“.
Kaum vorstellbar das die Kindermädchen diese Reime den Kinder zum Einschlafen vorgelesen haben.
Natürlich ist es vorstellbar. Ich muß mir drigend diese Floskel abgewöhnen. Man denke nur an den Abzählreim:
„Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir, mit dem kleinen Hackebeilchen, macht er Schabefleisch aus dir.“
Denoch fällt es mir schwer mir Mary Poppins in dem Augenblick vorzustellen, wenn über ihre Lippen die lieblichen Worte "Here comes a candle to light you to bed, Here comes a chopper to chop off your head." kommen. Aber es war wohl so. Orwell hat in seinem Buch „1984“ diese Reime unsterblich gemacht. dort heisst es:
„(…)"Oranges and lemons, say the bells of St Clement's." That was a rhyme we had when I was a little boy. How it goes on I don't remember, but I do know it ended up,
"Here comes a candle to light you to bed, Here comes a chopper to chop off your head." It was a kind of a dance. They held out their arms for you to pass under, and when they came to "Here comes a chopper to chop off your head" they brought their arms down and caught you. It was just names of churches. All the London churches were in it--all the principal ones, that is.'(…)
(…)'Did you ever happen to hear an old rhyme that begins "Oranges and lemons, say the bells of St Clement's"?'
Again O'Brien nodded. With a sort of grave courtesy he completed the stanza:
'Oranges and lemons, say the bells of St Clement's,
You owe me three farthings, say the bells of St Martin's,
When will you pay me? say the bells of Old Bailey,
When I grow rich, say the bells of Shoreditch.'
'You knew the last line!' said Winston.
'Yes, I knew the last line. And now, I am afraid, it is time for you to go.(…)“
Lewis Caroll hingegen hat dieses „chop off your head“ für alle Zeiten unsterblich gemacht.
(image via Antonio Colombo Contemporanea - Gabriele Arruzzo. Diese Bilder muss man wirklich gesehen haben. Sehr gut gemacht.)
„'Talking of axes,' said the Duchess, 'chop off her head!'
Alice glanced rather anxiously at the cook, to see if she meant to take the hint; but the cook was busily stirring the soup, and seemed not to be listening, so she went on again: 'Twenty-four hours, I THINK; or is it twelve? I -- '
vgl.; ALICE'S ADVENTURES IN WONDERLAND
P.s. Entschuldigt die unmögliche Formatierung dieses Textes, aber seit seinem Umzug, entwickelt Antville ein ungeahntes Eigenleben.
Jetzt gibt es das Internet schon solange und Scanner werden mittlerweile im Keller gestapelt, doch erst im 21 Jahrhundert gelang es den Finger Rabelais zu scannen.
Link via O Mundo de Claudia
Polens oberstes Schulmeisterlein entrümpelt den längst nicht mehr vorhandenen Kanon der Schullektüre und schmeisst ein paar unbedeutende Klassiker in den Müll. Es gibt natürlich auch ein paar Leute die dies kritisieren, aber das Schulmeisterlein sagt sich wohl, viel Feind viel Ehr.
Zitat: „Der wohl originellste Protest kam von der Vereinigung der Nachfahren des Nobelpreisträgers Sienkiewicz (1846-1916). Sie baten den Minister in einem Brief, "die Streichung der Werke unseres Großvaters, Urgroßvaters und Ururgroßvaters" aus dem Kanon zu veranlassen. Auf der Liste der Verfemten sei Sienkiewicz in besserer Gesellschaft. Das Land der Autoren Sienkiewicz und Gombrowicz sei "ein Polen, das nicht Angst vor sich selbst hat" und mutig genug sei, seine Identität im Dialog verschiedener Stimmen zu erarbeiten."
Hier geht zum vollständigen Text:„Wer braucht noch Goethe oder Kafka“
Die alles erinnert mich an Oskar Maria Grafs Schrift „Verbrennt mich!“
Zitat: „Die schönste Überraschung aber ist mir erst jetzt zuteil geworden: Laut „Berliner Börsenkurier“ stehe ich auf der weißen Autorenliste des neuen Deutschland und alle meine Bücher, mit Ausnahme meines Hauptwerkes „Wir sind Gefangene“, werden empfohlen! Ich bin also dazu berufen, einer der Exponenten des „neuen“ deutschen Geistes zu sein! Vergebens frage ich mich, womit ich diese Schmach verdient habe.
(…) Diese Unehre habe ich nicht verdient!
Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, daß meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen! Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein, wie eure Schmach! (Alle anständigen Zeitungen werden um Abdruck dieses Briefes ersucht. Oskar Maria Graf.)“
Den ganzen Text von Graf gibt es bei der Oskar Maria Graf Gesellschaft.
Link via Institut for Conjunctural Resarch
„Es war im Jahr 1763, wo der Hubertsburger Friede zur Welt kam und gegenwärtiger Professor der Geschichte von sich; - und zwar in dem Monate, wo mit ihm noch die gelbe und graue Bachstelze, das Rotkehlchen, der Kranich, der Rohrammer und mehre Schnepfen und Sumpfvögel anlangten, nämlich im März; - und zwar an dem Monattage, wo, falls Blüten auf seine Wiege zu streuen waren, gerade dazu das Scharbock- oder Löffelkraut und die Zitterpappel in Blüte traten, desgleichen der Ackerehrenpreis oder Hühnerbißdarm, nämlich am 21ten März; - und zwar in der frühesten frischesten Tagzeit, nämlich am Morgen um 1½ Uhr; was aber alles krönt, war, daß der Anfang seines Lebens zugleich der des damaligen Lenzes war.“
So schrieb Jean Paul in seiner „Selberlebensbeschreibung“.
Nun ist wieder einmal jeder bereit für den Frühlingsanfang, nur dem Frühling muss noch einer bescheid sagen.